Der Ablauf ist ja noch vom Physikum bekannt: an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen morgens in irgendeine Sport-, Stadt- oder Mehrzweckhalle bzw. Aula gehen, Schokoriegel und Wasser auf den Tisch stellen und los geht's. Von 320 Aufgaben wollen mindestens 60% richtig gelöst werden, um sicher zu bestehen. Um die meist kniffligen, manchmal unverschämten und selten vernünftigen Fragen zu beantworten, bedarf es einiger Vorbereitung.
Lernstrategie und Lernmethoden aneignen
Jeder hat sich wahrscheinlich im Laufe der Zeit seine eigenen Lernstrategien angeeignet. Ob Schwarze Reihe oder Mediscript-CD, ob begleitend mit Kurzlehrbüchern, Skripten oder Repetitorium: womit du lernst, ist letztlich Geschmackssache. Kreuzen ist sicherlich das A und O, ganz ohne Hintergrundwissen ist es jedoch schwieriger - vor allem in Hinblick auf die mündliche Prüfung. Empfehlenswert ist daher, nachmittags ein Thema zu lesen, eine Nacht darüber zu schlafen und am nächsten Vormittag die entsprechenden Fragen zu kreuzen. Persönlich kann ich die Kombination aus Exaplan und Mediscript-CD empfehlen.
Gegen Ende der Lernphase ist es ratsam, sich mit dem neuen Aufgabenformat der Fallbeispiele vertraut zu machen, z.B. mit Schwarze Reihe: Komplexe Fallstudien. Zum Schluss kann man als "Generalprobe" noch die bisherigen Hammerexamen kreuzen, z.B. mit Schwarze Reihe: Examen H06 und F07 (kommentierte Originalexamina) oder mittels Download der unkommentierten Examina im Original-IMPP-Layout.
Eine Übersicht zu Lernmethoden gibt es in der Artikelserie Lerntipps (Medi-Learn.de).
Lernplan erstellen
Damit du den Überblick nicht verlierst und beim Aufstehen schon weißt, was heute zu tun ist, solltest du unbedingt einen Lernplan erstellen. So vergisst du kein Thema und siehst, dass es voran geht. Ein paar Tipps zur Reihenfolge: Zum "Warmwerden" solltest du mit zwei, drei kleineren Kapiteln beginnen. Die großen Brocken Innere, Chirurgie und Neurologie solltest du eher in der Mitte bearbeiten. Da bist du einerseits noch halbwegs motiviert, andererseits sind die Themen dann im Examen noch nicht wieder vergessen. Ganz ans Ende solltest du Fächer legen, die du entweder gut kannst oder die vielleicht nicht so relevant sind und zur Not ganz weggelassen werden können (Naturheilkunde, Biomathe, ...). Etwas Restmotivation solltest du dir fürs Wiederholen, das Bearbeiten von Fallbeispielen und das Kreuzen von Altexamen aufsparen. Wichtig ist, dass der Plan einigermaßen realistisch ist, sonst kommt schnell Frust auf, wenn man nach zwei Wochen schon hoffnungslos hinterher hinkt. Also: freie Tage einkalkulieren, damit rechnen, dass man mal überhaupt nicht vorwärts kommt und nicht davon ausgehen, dass man jeden Tag hundert Seiten im Buch und zweihundert Fragen auf der CD-ROM schafft.
Tools zum Erstellen eines Lernplans gibt es kostenlos im Internet:
- Examensplaner (Medizinstudent.de): wenn du mit der Schwarzen Reihe lernst
- Medi-Planer (Medi-Learn.de): wenn du mit Kurzlehrbüchern und der Schwarzen Reihe lernst
- Lernplan-Generator (Harvey-Semester.de): wenn du mit einem Repetitorium in Kombination mit der Mediscript-CD lernst
Konzentriert kreuzen
Es mag ein gutes Gefühl sein, 150 Fragen am Tag weggeklickt zu haben. Es sollte aber schon etwas davon hängenbleiben. Also lieber etwas weniger (z.B. 60 bis 100 pro Tag), dafür aber auch die Kommentare lesen - zumindest bei den Fragen, bei denen man mehr geraten als gewusst hat. Aber auch die Fragen, bei denen man sich sicher war, können mit einigen erhellenden Kommentaren versehen sein. Um die Konzentration zu fördern, solltest du beim Kreuzen am PC den Internetzugang abschalten. Aus dem "mal eben E-Mails nachgucken" wird nämlich schnell eine vertrödelte Dreiviertelstunde.
Nicht zu lange mit Kleinigkeiten aufhalten
Einerseits sollte man die "kleinen" Fächer nicht völlig außer Acht lassen, immerhin summiert sich auch deren Punktzahl. Und die kann im Zweifelsfall zwischen zwei Noten entscheiden. Dennoch solltest du dich nicht zu lange damit aufhalten. In der Zeit, die man zum tieferen Verständnis des Chi-Quadrat-Tests benötigt, kann man schon das gesamte Kapitel der Herzrhythmusstörungen abhaken - und damit in der Prüfung sicherlich mehr Punkte herausholen als mit dem fundierten Wissen zu einem statistischen Test.
Have a life!
Neben dem Lernen gibt es auch noch etwas anderes. Pausen während der Lernphase sind enorm wichtig. Auch wenn sich das schlechte Gewissen permanent meldet, sollte man sich auch mal etwas gönnen und das Examen nicht ständig größer machen, als es ist. Wer verdrängen kann, ist klar im Vorteil. Klar, es gibt immer welche, die erzählen wie viel sie heute schon geschafft hätten - manche haben das vielleicht sogar tatsächlich. Man sollte sich aber nicht verrückt machen lassen und einfach sein eigenes Ding durchziehen. Und bei aller Bedeutung, die das Examen im Moment haben mag, am Ende eines Lebens sagen wohl die wenigsten: "Hätte ich doch mehr Zeit am Schreibtisch verbracht..."