Ein weiteres Anästhesie-Lehrbuch, das sich eher an den Anfänger richtet, ist der "Morgan/Murray". Daß es ein amerikanisches Werk ist, merkt man (abgesehen von der englischen Sprache...) schon am ersten Fallbeispiel, in dem es um Behandlungsfehler und Schadensersatz-Klagen geht. Nach der Einleitung werden zunächst die technischen Aspekte (also die in der Anästhesie gebräuchlichen Geräte) abgehandelt, bevor auf Pharmakologie und Anästhesie-Verfahren eingegangen wird. Ein Großteil des Textes geht auf Pathophysiologie und Management von speziellen anästhesiologischen Fragestellungen und Komplikationen ein. Zu jedem Abschnitt gibt es Fallbeispiele ("Case Discussions") oder "Profiles in Anesthetic Practice". Letztere sind besonders hervorzuheben: in kurzen Essays werden kontroverse Themen diskutiert und auf spezielle Fragestellungen eingegangen. Dies macht besonders deutlich, daß es nicht immer eine Standard-(Lehrbuch-)Meinung gibt, sondern daß sich medizinisches Wissen ständig weiterentwickelt und daß auch durchaus unterschiedliche Standpunkte vertretbar sind.

Das Buch ist sehr gut zu lesen und äußerst praxisnah. Zusammen mit dem relativ günstigen Preis und der guten Ausstattung ist der "Morgan" sehr empfehlenswert für alle, die sich intensiver mit dem Fach auseinandersetzen wollen.

Wesentlich umfangreicher und theorie-lastiger kommt der oftmals als Standardwerk zitierte "Larsen" daher. Eh man sich versieht, steckt man schon mitten in den Details von Glycin- und nikotinergen Acetylcholin-Rezeptorkanälen. Wer ohne große Vorkenntnisse startet, wird also schnell abgeschreckt. Auch am Preis merkt man, daß die Zielgruppe eher angehende Fachärzte sind als Famulanten oder PJler, die einen Überblick gewinnen wollen und praxisnahe Tipps suchen. Inhaltlich beeindruckt das Werk durch seinen Umfang, didaktisch ist der Text jedoch eher 2. Liga. Man verliert sich schnell in den Details, der Überblick geht verloren. Als Nachschlagewerk ist das Buch dafür eher geeignet. Für die meisten (studentischen) Belange ist der "Striebel" also sicherlich die bessere Wahl.

Keine Ahnung von Anästhesie? Dann ist dieses Buch genau richtig. Es richtet sich - wie im Untertitel schon angedeutet - nicht nur an Studenten, sondern auch an Anästhesie-Pflegeschüler. Entsprechend praxisnah ist auch der Text gehalten, so werden z.B. die Reinigung und Desinfektion der Narkosegeräte erklärt. Auf unnötigen theoretischen Ballast wurde dankbarerweise verzichtet, dafür wird vieles, was in anderen Lehrbüchern oftmals vorausgesetzt wird, beschrieben (z.B. "Wie halte ich eine Gesichtsmaske?"). Didaktisch und inhaltlich ist das Buch vorbildlich und zudem gut zu lesen, lediglich die Aufmachung könnte ansprechender sein. Farbige Abbildungen sucht man vergeblich, vermutlich sind diese dem vergleichsweise günstigen Preis zum Opfer gefallen. Wer einen soliden Einstieg in die Anästhesie (inkl. Intensiv- und Notfallmedizin) sucht, kann hier also bedenkenlos zugreifen.